Das Fischerhaus Leimersheim - Teil 2


Als Hans Georg Becker 26 Jahre alt war, im Jahre 1721, heiratete er die 1699 geborene Margaretha Müller, eines von 5 Kindern des Fischers Christian Müller. Die Trauzeugen waren Schultheiß Georg Lösch und der Schneider und Krämer Hans Weschler. Die Hochzeit fand noch in dem 1729 abgerissenen kleinen Kirchlein statt, das damals dem Einsturz nahe war und "mehr einer Scheuer oder gar einem Roßstall als einer Kirche oder Gotteshaus gleich" sah. In den Jahren 1722 bis 1741 wurden den Beckers 8 Kinder geboren, wovon die letzten vier bereits in der neuen, 1729 erbauten barocken Kirche getauft wurden (die 1962 einer moderneren Kirche weichen musste). Vier der Kinder starben im frühen Kindesalter, was jedoch damals eine rechz gewöhnliche Sache war und wohl auch so aufgenommen wurde. - Kinder waren noch bis ins letzte Jahrhundert hinein eine "reine, aber unvermeidliche und zugleich notwendige Glücksinvestition"; denn wenn sie die ersten 5, 6, 7 Jahre überlebten, dann wurden sie zu wirtschaftlich mehr und mehr lohnenden Mithelfern auf dem Felde, im Haushalt und in der Werkstatt. Wegen der zum Unterhalt der Familie wichtigen Kinderarbeit wurde die Schule sehr unregelmäßig besucht. Das Schulhaus war bis 1829 das große Fachwerkhaus im Hasenpfuhl und Lehrer war von 1734 bis 1741 der Leimersheimer Gastwirt Michael Kreger. - Mit der Ausbildung haperte es also sehr, und wohl traf es auch auf die Becker-Kinder zu, was ein Kind dieser Zeit niederschrieb: "Nur zur Winterzeit bin ich in die Schule gegangen und das auch nicht beständig, denn des Frühjahrs musste ich meinem Vater helfen bei deinen Feldarbeiten, und des Sommers musste ich ähren lesen, und da wurde gewöhnlich das wieder verschwitzt, was ich den Winter über gelernt hatte". Die harte Arbeit in Haus und Feld forderte die ganze Familie, zumal die kriegerischen Einwirkungen und die hohen Abgaben an den Schaffner in Hördt die Leimersheimer gerade in den 30er und 40er Jahren des Jahrhunderts stark drückten. Gehörte die Außenwirtschaft (Feldbau und Viehzucht) in erster Linie in den Arbeitsbereich des Mannes, so oblag der Frau die Erfüllung der mannigfaltigen Verpflichtungen in Haus und Hof: Versorgung des Klein- und Stallviehs, Melken, Gartenarbeit, Backen, Milchverwertung, Bewahren der Vorräte, Spinnen und Weben, Kindererziehung und im Sommer Mithilfe bei Heu- und Getreideernte. Die Arbeitszeit einer Frau in dieser zeit schätzt man auf 18 Stunden pro Tag. Und nur die äußerste Armut kann erklären, weshalb man dennoch in unserer Gegend auf Redewendungen kam wie folgende: "Weiwersterwe - esch kä Verderwe. Awwer wenn d`Roß verrecke - sell esch e Svhrecke:" Die meisten Werkzeuge und Utensilien wurden selbst hergestellt: Butterfässer, Holzeimer, Holzgeschirr, Backtröge oder Weidenkörbe. Und auch hierher passt ein altes pfälzisches Sprichwort: "Selbscht g`schpunne, selbscht g`macht - esch die scheinscht Bauretracht."